Vantrue hat sich einen Namen gemacht als Hersteller für hochauflösende Dashcams. Das Nexus 4 Pro bietet drei Objektive, GPS sowie Wi-Fi. Wie gut sich die Dashcam schlägt, zeigt der Test.
Eine Dashcam ist als mögliches Beweismittel zur Klärung der Schuldfrage nach einem Unfall in Deutschland zulässig. Allerdings sind hierzulande Regelungen zum Schutz von Persönlichkeitsrechten zu beachten. Aufnahmen dürfen nur anlassbezogen erstellt werden und dürfen nicht durchgehend erfolgen. Die Aufnahmen müssen innerhalb eines festen Zeitraums wieder gelöscht oder überschrieben werden. Näheres dazu erklären wir im Ratgeber: So erfüllt die Dashcam alle rechtlichen Kriterien.
Autokameras dienen mittlerweile nicht nur zum Filmen des Geschehens vor dem Fahrzeug, mittlerweile gibt es auch Varianten mit einer Kamera für Heckscheibe sowie auch einer zusätzlichen Linse, die den Innenraum filmt. Das kann interessant sein beim Aufklären von Straftaten gegen Fahrzeuginsassen. Hier sollte sich der Fahre aber das Einverständnis der Passagiere einholen, andernfalls ist es ebenfalls eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte.
Bei der Nexus 4 Pro von Vantrue handelt es sich um eine verbesserte Variante der Nexus 4. Diese ist unterhalb der neuen Vantrue Nexus 5 (Testbericht) angesiedelt und bietet insgesamt drei Linsen. Damit filmt man nicht nur das Geschehen vor dem Fahrzeug, sondern auch die Sicht nach hinten über eine zweite Kamera sowie den Innenraum über ein weiteres Objektiv in der Hauptkamera.
Weitere Autokameras zeigen wir in der Top 10: Die besten Dashcams fürs Auto im Vergleichstest – Nextbase vor Garmin.
Design
Die Nexus 4 Pro besteht aus zwei Teilen: Der größere kommt an die Frontscheibe, ein Zylinder mit einer Länge von 12,4 Zentimetern und einem Durchmesser von 4,2 Zentimetern, Display, zwei Objektiven, Infrarotbeleuchtung, Mikrofon, vier Tasten für Menüeinstellungen, Videoaufzeichnung und -wiedergabe und Wahl des anzuzeigenden Objektivs.
Am Anschluss für die GPS-Einheit wird der Zigarettenanzünder-Stecker per USB-C angesteckt, das USB-Kabel zur zweiten, an der Heckscheibe zu montierenden Kamera dagegen an der Kamera selbst. Die Kamera kann so leicht zum Wechsel der SD-Karte oder deren externen Auslesen abgenommen werden.
Mit GPS-Einheit kommt die Frontkamera auf 247 Gramm, ohne auf 202 Gramm. Und dann gibt es noch eine große, rote Taste, hinter der auch der Speicherkartenslot und ein Reset-Knopf versteckt ist, um die Kamera ein- und auszuschalten, Notfall-Aufnahmen manuell zu starten oder Screenshots abzuspeichern. Es werden die letzten 10 Sekunden vor einem Crash mit abgespeichert.
Der zweite Zylinder ist nur 6,2 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von 3,0 Zentimetern. Neben einem Objektiv und Infrarotbeleuchtung ist hier nur der USB-C-Anschluss zur Frontkamera zu finden. Er wiegt nur knapp 37 Gramm. Beide Kameras sind unauffällig und schränken kaum das Sichtfeld des Fahrers ein.
Montage
Der Einbau ist wie bei Dashcams mit Rückkameras üblich etwas kompliziert: Eine Hauptkamera, dazu kommt noch eine für das Heck. Die größere Dashcam bietet je ein Objektiv für drinnen und nach vorn. Dazu kommt ein 6 Meter langes Kabel sowie ein Stecker für den Zigarettenanzünder.
Das Kabel von vorn nach hinten zu verlegen, einmal quer durchs Auto unter dem Autohimmel entlang, bleibt knifflig. Das ist das Schicksal aller Dashcams mit Linsen an der Heckscheibe – eine Drahtlos-Übertragung wäre zwar denkbar, doch dann wäre die Frage der Stromversorgung ungelöst. Immerhin liefert Vantrue ein oranges Plastikteil mit, mit dem man das Kabel unter die Verkleidungen schieben kann.
Die Kameras werden selbstklebend befestigt, womit ein Fahrzeugwechsel nicht so leicht möglich ist, aber dafür hoffentlich auch das plötzliche Lösen in Kurven entfällt, wie man es von mit Saugnäpfen befestigten Modellen kennt. Die Kameras können dank Zwischenfolien dennoch mit dem erwähnten orangen Plastikteil auch wieder von den Scheiben gelöst werden. Hat man eine der Kameras falsch herum montiert, sodass die Bilder auf dem Kopf stehen, kann man dies über die Konfiguration beheben.
Wichtig ist allerdings der richtige Montageort. Man sollte den GPS-Fuß auf der entsprechend mit dunklen Punkten markierten und für Funkwellen durchlässigen Fläche hinter dem Rückspiegel montieren – dann stört die Kamera auch nicht die normale Sicht. Angesichts des Weitwinkelobjektivs kommen dann aber unter Umständen die bewussten dunklen Punkte mit ins Bild. Montiert man den GPS-Fuß dagegen außerhalb der Markierung, ist der GPS-Empfang nicht so gut.
Das Bild der hinteren Außenkamera wird bei hoher Montage derselben wiederum bei Fahrzeugdesigns mit überstehendem Dach stark eingeschränkt – diese kann dann nur noch auf die Fahrbahn blicken. Die Rückkamera sollte also eher mittig angebracht werden. Sie ist von außen angesichts trotzdem kaum erkennbar. Wenn man die mitgelieferten Zwischenfolien benutzt, ist es auch kein solches Problem, dass die Kamera dann über den Heizdrähten der Heckscheibe sitzt – direkt dort aufkleben sollte man sie nicht, weil sie dann bei einer späteren Entfernung die Heizdrähte mit abreißt.
Da moderne Autos auch USB-Anschlüsse im Innenraum haben, relativiert sich das Zigarettenanzünder-Problem vermeintlich. Allerdings sind auch die USB-Anschlüsse üblicherweise beim Parken abgeschaltet. Eine dauerhafte Parküberwachung, die mit Bewegungsdetektion übrigens auch Aufnahmen auf das Wesentliche reduzieren kann, ist nur mit einem Hardware-Kit per Verkabelung möglich, das auch bei abgeschalteter Zündung noch Strom liefert. Eine kurzfristige Aufnahme bei Erschütterungen (Kollisionserkennung, um Parkrempler zu dokumentieren) ist auch ohne diesen Anschluss möglich, da die Vantrue Nexus 4 Pro einen kleinen Kondensator zur Energiespeicherung enthält.
Allerdings zieht die Vantrue Nexus 4 Pro mit ihren drei Objektiven zu viel Strom für den USB-C-Port des Testfahrzeugs. Sie schaltete nach weniger als einer Minute wieder ab, um kurz darauf erneut hochzufahren und dann wieder abzuschalten, und blieb nur nach Abstecken der hinteren Kamera dauerhaft eingeschaltet. Es ist also einer der vom Hersteller empfohlenen Direktanschlüsse notwendig – sinnvollerweise am Sicherungskasten, nicht wie oft geraten wird, direkt an der Fahrzeugbatterie. Letzteres ist weder sicher noch notwendig; so hoch ist der Strombedarf der Kamera nun auch wieder nicht. Allerdings ist bei E-Autos Vorsicht geboten: Die 12-Volt-Batterie ist hier ja deutlich kleiner und könnte bei längerem Parken doch deutlich entladen werden, wenn sie nicht auch im Stand aus der Hochvolt-Batterie nachgeladen wird.
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Verpackung Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Verpackung Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Kamera und Zubehör Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Kamera und Zubehör Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Kamera und Zubehör Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Kamera vorn Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Kamera vorn Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Kamera an Heckscheibe Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Aufnahme nach vorn Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Aufnahme nach hinten Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro Aufnahme nach innen Bild: TechStage.de
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro
Dashcam Vantrue Nexus 4 Pro
Ausstattung
Das Display mit 3,2 Zoll ist größer als bei anderen Dashcams. Eine Touchfunktion hat es nicht, die aber während der Fahrt ohnehin nicht empfehlenswert ist. Die eingebaute Sprachbedienung ist weit besser geeignet, die Kamera in kritischen Situationen zu aktivieren – allerdings ist sie nur in Englisch, Russisch, Japanisch und Chinesisch möglich. Das Display-Menü ist dagegen auch in Deutsch verfügbar.
Bei einem Unfall springt die Kamera automatisch an – die Empfindlichkeit ist einstellbar, von „stark gebremst“ über „Kopfsteinpflaster“ bis „Crash“ –, und natürlich kann sie auch im Loop aufnehmen. Angesichts der Datenmenge sollte die SD-Karte dazu nicht zu klein sein, da die Karte dann sehr schnell voll ist. Alle 14 Tage sollte man diese idealerweise neu formatieren, damit nicht zu viele Aufnahmen spaziert geführt werden. Speicherkarten mit bis zu 512 GB sind verwendbar. Die Loop ist auf eine Minute eingrenzbar.
Interessant ist, dass der erwähnte Stecker für den Zigarettenanzünder nicht nur mit den üblichen 12 Volt funktioniert, sondern auch mit den 24 Volt einer LKW-Stromversorgung. Zudem liefert er noch einen weiteren USB-A-Port mit 5 Volt und 2,4 Ampere.
Bildqualität
Die Hauptkamera hat 4K-Auflösung (3840 × 2160 Pixel), die anderen beiden Full-HD (1920 × 1080 Pixel). Das ist mehr als ausreichend; noch höhere Auflösungen würden zu Speicherproblemen führen. Ein Sony Starvis B2 Bildsensor sorgt bei der Frontkamera für gute Aufnahmequalität auch bei wenig Licht; die restlichen Objektive sind einfacher bestückt.
Ein Polfilter kann als Zubehör gekauft und auf die Hauptkamera aufgeschraubt werden, um Spiegelungen der Frontscheibe auszublenden, auch eine Fernbedienung ist als Zubehör lieferbar. Wi-Fi zur Kommunikation mit der App auf dem Smartphone ist mit 2,4 und 5 GHz verfügbar. Zudem liegt ein USB-Kabel (USB-C auf USB-A) bei, um die Aufzeichnungen zu einem PC überspielen zu können. Warnaufkleber sollen Diebe und Vandalen abschrecken.
Die mitgelieferte GPS-Einheit in der Halterung der Frontkamera ist übrigens neben dem Sony Starvis Sensor für die Frontkamera für bessere Nachtsicht und die Wi-Fi-Ausstattung der Hauptunterschied von Nexus 4 zu Nexus 4 Pro. Was das Wi-Fi betrifft, so mag man prinzipiell auch ohne auskommen. Allerdings ist das Ansehen von Aufzeichnungen mit dem Smartphone schneller realisierbar und angenehmer als an der Kamera selbst. Allerdings steigt auch die Gefahr einer möglichen Ablenkung des Fahrers.
Die Bildqualität überzeugt. Der Ton ist etwas dumpf, aber noch gut verständlich. Die Framerate ist auf maximal 30 FPS beschränkt, die Auflösung kann bis auf 720p heruntergefahren werden, um Speicherplatz zu sparen. Niedrigere Frame- und Bitraten sind möglich, um noch mehr Speicherplatz zu sparen und Zeitrafferaufnahmen zu machen. Die Aufzeichnung kann auch mit den in Europa üblichen 50 Hertz Netzfrequenz statt den US-amerikanischen 60 Hertz synchronisiert werden, damit nächtliche Aufnahmen mit Straßenbeleuchtung nicht flimmern. Auch die aktuell gefahrene und per GPS gemessene Geschwindigkeit kann neben dem Standort in die Aufzeichnungen eingeblendet werden.
Die Außenaufnahmen sind dank des Sony-Sensors auch nachts in Farbe und Innenaufnahmen dank Infrarotbeleuchtung auch im Dunkeln möglich, dann natürlich nur in Schwarz-Weiß. Die Belichtung kann nach eigenem Geschmack feinjustiert werden, damit entweder der Himmel blau bleibt und nicht ausbleicht oder auch dunkle Ecken stets erkennbar blieben.
Preis
Die Vantrue Nexus 4 Pro liegt klar im oberen Preissegment mit einer UVP von 350 Euro. Dafür bietet sie allerdings auch eine angemessene Leistung. Bei Amazon bekommt man das Modell aktuell für 269 Euro.
Alternativen
Die Vantrue Nexus 5 (Testbericht) für 310 Euro (Coupon im Wert von 60 Euro anwählen) bietet gar vier Linsen, um auch von hinten nach innen die Rückbank zu filmen. Über drei Linsen verfüg zudem die Viofo A229 Pro (Testbericht) ab 327 Euro (Code: TECHA229P). Eine preiswerte Alternative ist die Lanmodo D1 (Testbericht) für 240 Euro.
Fazit
Die Vantrue Nexus 4 Pro ist eine gute Wahl, wenn man GPS und Wi-Fi-Anbindung und zusätzlich eine Innenansicht von vorn möchte. Will man nur den Raum außen vor dem Fahrzeug aufnehmen, um Unfälle oder unsichere Fahrer zu dokumentieren, reicht ein einfacheres Modell.